Die Sozialpädagogin Monika von Mirbach und der Arzt Ernst-Ludwig Iskenius ziehen sich nach etwa 25 Jahren Flüchtlingsarbeit zurück. Auch die Förderung der Hilfsorganisation für Traumatisierte aus Krisengebieten bleibt weiter ungewiss. Die Zukunft der Flüchtlingshilfeorganisation Refugio steht auf dem Spiel: Die Sozialpädagogin Monika von Mirbach und der Arzt Ernst-Ludwig Iskenius ziehen sich nach etwa 25 Jahren intensiver beruflicher und ehrenamtlicher Flüchtlingsarbeit aus der ersten Reihe zurück. Ungewiss ist auch, wie es mit den Weihnachtsfeiern weitergeht, zu denen Refugio und die Albert-Schweitzer-Schule seit 15 Jahren Flüchtlingsfamilien aus dem Kreisgebiet nach Villingen einladen. „Die Kinderfreuen sich das ganze Jahr auf dieses Fest“, sagt eine junge Kurdin aus der Türkei. In der bisherigen personellen Konstellation wurde jetzt die letzte Weihnachtsfeier organisiert, denn auch Heidi Thiemke, Lehrerin im Schulwerk und Refugio-Kontaktfrau, verabschiedet sich demnächst in den Ruhestand. Wie sehr den Müttern, wenigen Vätern und vielen Kindern das Fest gefällt, ist auf den ersten Blick zu sehen. Es begann mit einer großen Kaffeetafel, die festlich geschmückt und vor allem mit reichlich Kuchen und Gebäck beladen war. Dafür haben in diesem Jahr 24 angehende Erzieher und Erzieherinnen vom neuen sozialpädagogischen Schulzweig gesorgt. Sie haben eingekauft, gebacken, gebastelt. Deutschlehrerin Heidi Thiemke verpflichtete jedes Jahr eine andere Klasse zu den Vorbereitungen: „Dabei lernen die Schüler viel fürs spätere Berufsleben.“ Die Klasse hat auch Spiele vorbereitet und einen Basteltisch, an dem die Kinder eifrig malen, schneiden, falzen, kleben, während ihre Mütter in Gespräche verwickelt sind. Eine Gruppe ist in ein Spiel versunken, eine andere tanzt. Höhepunkt ist der Besuch des Nikolauses, der allen Kindern kleine Geschenke mitbringt. Jede Schülerin und jeder Schüler hat eines gekauft. Etliche Buben und Mädchen sind schon zum wiederholten Mal bei einer Weihnachtsfeier dabei.

Letztes Weihnachten für Flüchtlinge

Es dauert in der Regel etliche Jahre, bis ein Gericht über das Asylgesuch ihrer Eltern entschieden hat. Deren Hoffnungen, dass aus dem befristeten Bleiberecht ein unbefristetes wird, erfüllen sich nicht immer. Viele Flüchtlinge werden abgeschoben, doch oft kommen sie nie in ihren Herkunftsländern an. „Und oft kommen sie wieder und tauchen unter“, weiß Monika von Mirbach. „Sie sind in Deutschland auf der Flucht und irgendwann tauchen sie wieder auf.“ Probleme seien programmiert, die Menschen lebten in krank machenden Situationen. „Wir haben hier einen neuen Personenkreis, der ins Abseits gedrängt wird.“ Statt statuslose Flüchtlinge jahrelang in unfreiwilliger Passivität zu isolieren, sollten Rahmenbedingungen für ihr Hiersein geschaffen werden: „Sie brauchen Wohnraum, Zugang zu Bildung, medizinische Versorgung.“ Refugio ist weit und breit die einzige Flüchtlingshilfeorganisation, die traumatisierte Menschen aus Krisengebieten therapiert. Aus einem Radius von hundert Kilometern werden Patienten vermittelt, etwa 170 wurden im zu Ende gehenden Jahr betreut. Monika von Mirbach und ihr Kollege sind offiziell als Teilzeitkräfte angestellt, der tatsächliche Arbeitsumfang übersteigt ihr Stundenkontingent allerdings bei weitem. Das Gros der Personalkosten wird über private Spenden finanziert. Darum hofft die 62-Jährige inständig, dass Landesregierung und Europäischer Flüchtlingsfonds die beantragten Gelder für Refugio übernehmen werden. „Ich finde keine Worte für meinen Dank“, sagt eine vierfache allein erziehende Mutter aus Syrien, die vormittags einen Deutschkurs besucht, während ihre Kinder zur Schule gehen. „Ohne Refugio hätte ich hier kein Leben gehabt. In Syrien sind meine Kinder verloren und ich auch.“
Foto: Christina Nack