Südkurier, 25.11.2011

VS-Villingen (pa) Die Stimmung war schon recht ambivalent, als Elke Heppler vom Förderverein Kinderheim Belovodskoje im großen Saal des Erweiterungsbaus der Albert-Schweitzer-Schule vor nahezu 100 Schülern von ihren Reisen nach Kirgistan berichtete.Einerseits waren die Albert-Schweitzer-Schüler tief betroffen und schockiert über die zum Teil recht unwürdigen Zustände, die in kirgisischen Behinderteneinrichtungen herrschen, andererseits freuten sich die Schüler aufrichtig über die Fortschritte „ihres“ Patenkindes Asret, die nichtzuletzt durch die langjährige Unterstützung der Schülermitverantwortung (SMV)möglich wurden.„Dass wir durch unsere Spenden so viel erreichen können“, machtTanja Limberger und Anna Engesser, die Mitte nächsten Jahres am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium ihr Abitur ablegen werden, „schon ein wenig stolz. Doch der Reihe nach: Der damals 16-jährige Asret fiel Elke Heppler bereits bei ihrem ersten Besuch im Kinderheim Belovodskoje auf. Der mehrfach behinderte Junge war ganz allein in einem Raum untergebracht und lag gekrümmt in seinem Bett, an das er gefesselt war, damit er nicht mit seinem Kot „spielen“ konnte.

Heppler Asret Vortrag

Heppler Asret Vortrag

Aktionen
Seit 2007 hat die Schülermitverantwortung (SMV) der Albert-Schweitzer-Schule exakt 8359 Euro durch zahlreiche Sammlungen und Aktionen für Asret eingenommen, betont Heidi Thiemke, auf deren Initiative die Patenschaft zustande kam. Die Verbindungslehrerin weist darauf hin, dass die SMV in diesem Jahr wieder auf dem Villinger Weihnachtsmarkt mit einem Verkaufsstand für Asret vertreten ist.

„Er war fast skelettiert, Asret sah zu diesem Zeitpunkt aus wie ein Greis“, berichtet die Sonderschullehrerin. Durch die Unterstützung des Fördervereins und der SMV der Albert-Schweitzer-Schule, die 2007 für Asret eine Patenschaft übernahm, konnte dem Kinderheim nicht nur in materieller Hinsicht geholfen werden. Um dem akuten Personalmangel ein wenig abzuhelfen, stellte der Förderverein zwei Fachkräfte ein, die nun die Möglichkeit haben, auf einzelne Kinder einzugehen, mit ihnen beispielsweise zu spielen oder an die frische Luft zu gehen. „Es gibt Kinder, die bislang nur im Bett gelegen sind und so das erste Mal in ihrem Leben die Sonne sehen konnten“, berichtet Elke Heppler. Die Schüler konnten sich durch die zahlreichen Fotos, die Elke Heppler mitbrachte, davon überzeugen, welche Fortschritte das Patenkind – auch dank ihrer Hilfe – machen konnte.
Der Junge, der sich anfangs niemals aufrichtete, konnte sich beim zweiten Besuch schon robbenderweise fortbewegen. Da man im Kinderheim nur bis zum 18. Lebensjahr bleiben darf, drohte dem Patenkind ein Wechsel in eine Einrichtung für Erwachsene in Tokmok. Die Zustände, die in diesem Heim herrschen, sind erschütternd. Den Bewohnern stehen dort nicht einmal Betten zur Verfügung, stattdessen ist auf dem Boden Matratze an Matratze gereiht. Um Wäsche zu sparen, sind die Bewohner nicht angezogen, berichtet die Augenzeugin. Es stehen weder Windeln noch Duschen zur Verfügung, 30 bis 60 Kinder müssen sich eine Badewanne teilen.

Aufatmen konnten die Zuhörer, als sie sahen, dass durch das Engagement des Fördervereins und der Schüler Asret dieses Schicksal erspart blieb. Denn Asret wird, seit er das Kinderheim Belovodskoje verlassen musste, ein Platz im Zentrum Nadjeschda, was auf Deutsch Hoffnung heißt, finanziert. Diese Einrichtung, in der Asret regelrecht aufblüht, erhält keine staatlichen Zuschüsse, sondern wird ausschließlich über Elternbeiträge und Spenden finanziert. Im abschließenden Gespräch mit der Referentin wurde deutlich, wie sehr die Schüler sich für die Entwicklung ihres „Patenkindes“ interessieren und an dessen Alltag Anteil nehmen. „Es macht uns glücklich, dass wir als SMV mit unseren Spenden Asret vor einer düsteren Zukunft bewahren konnten“, merkte Schülersprecherin Vincenza Milazzo an. Elke Hepplers Einschätzung, dass Asret das große Glück habe, „solch eine Schule hinter sich zu haben“, nahmen die Schüler tief bewegt zur Kenntnis. Für Verbindungslehrerin Katrin Vetter ist es wichtig, dass die Schüler mit aktuellen Fotos und Berichten über Asret auf dem Laufenden gehalten werden. So erfahren sie, wie wertvoll ihr Handeln ist.